Montag bis Mittwoch
14:00 – 16:00 Uhr
Präsenz
Dr. Hans-Klaus Keul | Akademischer Mitarbeiter i.R.
ehem. Humboldt-Zentrum Universität Ulm
Was hält unsere Gesellschaft zusammen? Eine befriedigende Antwort auf diese anhaltend quälende Frage leistet weder das Modell einer strikt individualisierten Gesellschaft noch auch das Gegenmodell eines Gesamtkollektivismus, das jede individuelle Regung vorab schon verdächtigt und erstickt. Wie also lässt sich ein angemessenes Verhältnis einer Gesellschaft denken, in dem beide, das Ich“ und das „Wir“, gleichursprünglich sind?
Wichtige Hinweise auf eine Antwort wollen wir der praktischen Philosophie des Aristoteles entnehmen. Genauer: seinem Konzept eines Wechselbezugs von Ethik und Politik, demzufolge die individuellen Tugenden einen Beitrag für das gemeinschaftliche Zusammenleben leisten, wie auch umgekehrt die politische Tugend der Gerechtigkeit als Voraussetzung für die individuelle Entfaltung fungiert. Selbstverständlich soll der Zeitenabstand, der uns von der antiken Philosophie trennt, nicht übersprungen werden. Doch werden wir, anhand der gemeinsamen Lektüre zentraler Textstellen von Aristoteles, Aspekte der Gemeinsamkeit herausarbeiten, um sie auf ihre aktuelle Relevanz zu befragen.